Wer wir sind

 

Der Sevinghauser Gänsereiterclub 1598 e.V. ist ein Traditionsverein aus Bochum/Sevinghausen im Wattenscheider Karneval.

 

Während der Karnevalssession besuchen wir viele Karnevalistische Programmveranstaltungen und Feierlichkeiten der befreundeten Vereine des Rheinischen Karnevals und veranstalten selbst einige.

 

Wenn ihr wissen mögt, wo unser Verein seinen Ursprung hat und was es mit unserem alljährlichen Gänsereiten am Rosenmontag auf sich hat, so nehme euch doch die Zeit und leßt den unten stehenden Text.

Tradition & Brauchtum

 

Das alte Brauchtum des Gänsereitens ist in ganz Europa nachzuweisen. Aktive Gänsereiterclubs gab und gibt es in Holland, Belgien, Spanien und bei uns in Deutschland. Wie z.B. in den Stadtteilen der alten Freiheit Wattenscheid, Höntrop und Sevinghausen, aber auch in Essen, Recklinghausen, Paderborn und Münster. In den ländlichen Gebieten, in denen damals Pferde die Landbestellung und Transporte leisteten, bot sich das Gänsereiten in weniger arbeitsintensiven Zeit als Volksfest an.

Traditionsgemäß wird eine Gans mit den Kopf nach unten aufgehängt und Reiter zu Pferd versuchen im Ritt nach dem Kopf der Gans zu greifen. Der Reiter, der den Kopf der Gans in den Händen hält, ist Sieger. In den Gänsereiterclubs ist er nicht Sieger, sondern auch König, ähnlich wie bei Schützenvereinen, für ein Jahr. Selbstverständlich wird bei dem reiten eine tote Gans genommen. Wie es schon immer Brauch ist, wird die Gans im Anschluss bei einem gemütlichen Gelage von den Reitern verspeist.

Um 1597 fand der spanische Admiral Mendoza den Hellweg und Umgebung in Höntrop als Winterplatz für seine 24.000 Soldaten, Pferde, Wagen, Waffen und Kanonen für geeignet. Nach Abzug der spanischen Soldaten gab es wieder Vorräte und Gänse. In Abwägung der Not durch die spanischen Soldaten, die mit Gewalt das nahmen, was sie brauchten und auch das Gänsereiten hier am Hellweg als Zeitvertreib betrieben, hatte das Nachahmen des ersten Gänsereitens durch Einheimische erst noch einen faden Beigeschmack. Aber dann fand man Gefallen daran und es wurde allmählich zum Volksfest. Da im Winter durch die gefrorenen Böden das Reiten sehr schwierig war, wurde meistens zum Ende des Winters geritten. Um 1800, als der Rheinische Karneval auch die Hellwegstadt Wattenscheid, die damals noch aus kleinen Dörfern bestand, erreichte, wurde das Volksfest mit dem Karneval verbunden. Da der Sonntag heilig war und an diesem Tage nicht geritten werden durfte, wurde der erste Arbeitstag genommen. Dieses war der Montag, bzw. der Rosenmontag. Weil die Besiedlung in den Dörfern noch dünn war, gab es nur einen Gänsereiterclub in dem Gebiet Wattenscheid. Dieser setzte sich zusammen aus Höntrop, Sevinghausen und der Umgebung. Geritten wurde im Südpark. Als der Vereinswirt und Organisator, der auch den Club zusammenhielt, im Mai 1896 starb, war auch das Ende dieses Clubs nahe. Es fand kein Reiten mehr statt. Da kein Gänsereiter verstehen konnte, dass am Rosenmontag kein Reiten mehr stattfinden sollte, trafen sich 1898 Höntroper und Sevinghauser Reiter aus dem eingeschlafenen Club. 1900 waren es 35 und 1904 waren es 47 Reiter.

Durch die fortschreitende Industriealisierung um 1900 wuchsen auch die Einwohnerzahlen, sodass jeder der beiden Orte, Höntrop und Sevinghausen, seinen Gänsereiterclub brauchte bzw. haben wollte. Das Protokollbuch dieses alten Tradionsclub weist aus, dass ab 1908 aus dem einen Club zwei wurden. Gänsereiterclub Höntrop und Gänsereiterclub Sevinghausen.

Und wie unter Brüdern lief das Leben der beiden Gänsereiterclubs im letzten Jahrhundert ab. Bis 1914 war man um Stabilität bemüht. Der 1. Weltkrieg riss Lücken und die Inflation 1923 brachte das Finanzleben durcheinander. Als es dann besser wurde, begann der 2. Weltkrieg. Auch der ging vorbei und 1948 und 1949 wurde wieder geritten. Mit der Einführung der D-Mark begann allmählich für beide Clubs die Möglichkeit, das Reiten am Rosenmontag wieder zum größten Volksfest auszubauen. Die Festzüge am Rosenmontag in Wattenscheid, Höntrop und Sevinghausen brachten die Begeisterung für das Reiten und dem Karneval voll in Gang, sodass große Säle und sogar zeitweise ein Festzelt nötig waren. Beide Clubs haben in dieser Zeit ihr Profil gefunden. Es gab aber auch Schwierigkeiten. Doch mit Vernunft und unter Anbetracht der gemeinsamen Wurzeln haben die Höntroper und Sevinghauser Gänsereiter seit langer Zeit ein freundschaftliches Verhältnis. Das 400-jährige Jubilum der Gänsereiterei haben beide Clubs gemeinsam geplant und gefeiert, mit der Verpflichtung in Kollegialer Verbundenheit dem Brauchtum weiter treu zu bleiben und ihn zu bewahren.

Bis heute wird in Sevinghausen der alte Brauch des Gänsereitens fortgeführt und an jedem Rosenmontag wird um die Königswürde geritten.

Nach dem Reiten erwählt der neue Regent des Volkes seine Königin. Im Anschluss daran findet der Rosenmontagsumzug mit beiden Vereinen statt, dass neue Königspaar genießt die erste Fahrt auf dem Königswagen. Am Abend wird es offiziell, beim Königsball werden König und Königin inthronisiert und eine Vielzahl von Gratulanten überbringt Glückwünsche für eine schöne Session. Das karnevalistische Programm mit anschließendem Tanz rundet den Abend ab.

Veilchendienstag findet das traditionelle Wurstsammeln statt. Hier werden an verschiedenen Stationen Würste eingesammelt, die auf einer langen Stange gehangen werden. Die Wurststange wird den ganzen Weg im Wechsel von Sevinghauser Gänsereitern getragen. Die einzelnen Stationen werden von Freunden und Gönnern des Sevinghauser Gänsereiterclubs ausgerichtet. Nach einem langen Fußmarsch werden die gesammelten Würste, meist mit Püree und Sauerkraut, in gemütlicher Runde mit Familienangehörigen und Gästen verzehrt. Zum Ende des geselligen Beisammenseins wird von den Mitgliedern das Vereinslied gesungen.

 

Der Sevinghauser Gänsereiterclub 1598 e.V. hofft, dass die über 400-jährige Tradition des Gänsereitens noch lange erhalten bleibt und auch fortgeführt wird.

,,Gut Ritt“